Sonne, Pogo, Kreislaufkollaps – Das FORCE ATTACK 2008
 
Sonne, Pogo, Kreislaufkollaps – Das FORCE ATTACK 2008 –
Es war mal wieder soweit. Wie jedes Jahr am letzten Wochenende im Juli zogen Punker aus ganz Deutschland, sowie der Schweiz und Österreich nach Benkenhagen bei Rostock. Sogar Schweden, Polen und auch Letten waren dieses Jahr auf dem Force Attack.
In den letzten Jahren waren die meisten Besucher am Donnerstag schon angekommen. So auch dieses Jahr. Unsere Hinfahrt lief problemlos. Sogar das Nadelöhr auf der Bundesstraße war dieses Jahr nicht so schlimm, wie in den letzten Jahren. Ja, sogar die Freunde in grün waren nicht dort, wo sie immer standen. Kurz vor dem Festivalgelände schnitt uns zwar ein Polizeiwagen ziemlich fies die Vorfahrt, das war es aber auch.
Auf dem Festivalgelände angekommen mussten wir feststellen, dass es jedes Jahr immer mehr Leute werden, und somit der Weg zur Bühne auch immer länger wird.
Im stürmischen Wind der Ostsee war der Zeltaufbau nicht ganz einfach. Nach dem Aufbau gab es das erste Bier des Tages, und die Nachbarn wurden begrüßt. Neben uns Berliner und Leute aus dem Lipper Land. Nach einigen Bieren später ging es zu THE BUSINESS an die Hauptbühne. Der Innenraum wirkte dieses Jahr größer, als die Jahre davor. Das war während des Wochenendes sehr angenehm, da bei 15.000 Punks, der Platz doch recht eng wurde in den letzten Jahren.
THE BUSINESS spielten sehr souverän und druckvoll, was das Publikum mit Begeisterung und Pogo dankte. Es war sehr voll vor der Bühne. THE BUSINESS, die Altmeister des englischen Working Class Oi, spielten ein abwechslungsreiches Set von alten bis ganz neuen Songs. 45 Minuten Oi vom feinsten. Die erste Band für mich, und dann gleich ein Höhepunkt des Abends. So konnte es weitergehen.
THE POKES verpasste ich, und von ANTI NOWHERE LEAGUE sah ich nur die letzten Songs, diese klangen aber sehr gut, und wussten zu gefallen.
Das nächste Highlight war C.O.R. um 21.30 Uhr auf der Zeltbühne. Die Trashmetal-Hardcore-Punkrockband hat sich in den letzten beiden Jahren durch Ehrlichkeit, Spielfreude und sehr viel Engagement in viele Punker –, Skin - und Hardcore – Herzen gespielt. Im Zelt vor der Bühne war es entsprechend voll. Es war schwierig in das Zelt zu kommen, und dort erwartete einen harter, aber fairer Pogo sowie ein Klima was aufgrund der Tagestemperaturen von 30 Grad immer noch Sauna Verhältnisse hatte. Sänger Friedemann gab mit seiner Band alles. Nach 45 Minuten war die Band bestimmt genauso fertig wie das Publikum. Es waren schlichtweg wahnsinnige 45 Minuten. C.O.R. werden nicht nur immer besser, sondern sie finden auch immer mehr Fans.
Auf der Hauptbühne gab nach C.O.R. die Berliner Band KNORKATOR eines ihrer letzten Konzerte. Viele Fans waren vor der Bühne, und feierten die Band, als ob es kein Morgen gäbe, was ja auch stimmt. Den KNORKATOR lösen sich dieses Jahr auf.
Die letzten drei Bands versprachen Musik vom allerfeinsten. Den Anfang machte die Punkabilly Band HEARTBREAK ENGINES. Im Zelt wurde das Gaspedal voll durchgetreten. Die Band zeigte, dass sie nicht umsonst zu einer der besten Punkabilly Bands zählt. Hochmelodisch, Hochgeschwindigkeit und hohe musikalische Kunst. Eine Band die wirklich begeistert!
Um Mitternacht betrat dann die Band die Bühne, auf die an diesem Abend die Mehrheit gewartet hatte. Die mächtigen KASSIERER. Schon vor dem Auftritt gab es Sprechchöre, und kaum stand die Band auf der Bühne gab es kein halten mehr. Die Band hatte sichtlich Spaß auf der Bühne. Sänger Wölfi war super drauf und zog sich auch wieder komplett aus.
Es wurden die 75 Minuten der KASSIERER!!
Es gab Songs wie “Blumenkohl am Pillemann“ oder “ Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche“. Keine Diskussion ob die KASSIERER nun Sexisten, Punker oder einfach nur krank sind. Fest steht, es ist Kunst, dass hat die Band schriftlich. Diese Kunst gefiel dem Publikum, welches die Band schlichtweg einfach nur abfeierte.
Gegen 01.15 Uhr gab es noch ein Highlight. AL & THE BLACK CATS. Diese Band hat sich schon im letzten Jahren durch ausgiebiges touren einen Namen gemacht. Die Band spielt Musik die den Brückenschlag zwischen altem Rockabilly sowie Punkrock und Psychobilly der Neuzeit perfekt umsetzt. Technisch großartig und abwechslungsreich zog die Band nicht nur die Fans der Band in ihren Bann. Trotz der vorgerückten Stunde waren noch einige Leute im Zelt, die die Band sicher noch nie gesehen hatten. Das faszinierende an der Band ist, dass die Bandmitglieder noch recht jung sind, und trotzdem so perfekt Rockabilly a la Stray Cats mit Punkrock und Psychobilly a la Mad Sin oder auch Heartbreak Engines mischen. Eine Band die es sich lohnt anzusehen!
Gegen 02.00 Uhr waren AL & THE BLACK CATS fertig mit ihrem Set. Der Abend klang mit Bier bei Freunden im Zelt aus.
Der nächste Tag brach viel zu schnell an. Wenig, aber gut geschlafen entschieden wir uns nach dem Aufstehen, dass es gen Ostsee gehen sollte. Also ab ins Auto…und ab in den Stau.
Gegen Mittag war es schon richtig knackend heiß, und Stau kann mit der Zeit aggressiv machen. Halb Mecklenburg Vorpommern wollte an diesem Wochenende gen Ostsee und gen Darß. Die Straßen waren hoffnungslos überfüllt. Es war ein einziger Stau. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns, den Strand von Warnemünde unsicher zu machen. Nur weg vom Stau. Und tatsächlich, bis kurz vor Warnemünde kamen wir in keinen Stau. In Warnemünde sogar noch einen bezahlbaren Parkplatz gefunden und ab zum Strand.
Die kühle Ostsee war eine willkommene Abwechslung an diesem heißen Tag. Auf der Rückfahrt in Rostock Lichtenhagen kurz Rast gemacht. Ja, genau, in dem Stadtteil von Rostock wo vor Jahren Ausländer brannten und Deutsche applaudierten. Die Trostlosigkeit der Plattenbauten ist auch heute kaum besser. Dort möchte ich nicht tot über´m Zaun hängen.
Ganz übel.
Auf dem Festivalgelände angekommen bekamen wir noch die letzten Klänge von EMSCHERKURVE 77 mit. Netter Ruhrpottpunkrock. Da macht man nix falsch, wird allerdings auch kaum überrascht.
Danach gab es Berliner Street Core von TOXPACK. Die Band aus dem Ostteil der Stadt lieferte eine ordentliche Show ab. Soundmäßig richtig fett, reichte mir die Band aber nach einer halben Stunde. Zu eintönig, und zu prollig. Nichts gegen Sound von der Straße, aber immer nur in die gleiche Kerbe hauen, und sich als bessere Menschen hinstellen ist auf Dauer langweilig.
DIE TORNADOS folgten auf der Zeltbühne. Angenehmer, tanzbarer Ska mit Surf und leichten Rock´n´Roll Einflüssen. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Zu der Hitze des angehenden Nachmittags passte die Musik richtig gut.
DEADLINE aus London weckten danach die Meute wieder auf. Melodie und Druck im Streetpunk – Gewand und mit weiblichen Hauptgesang. DEADLINE gilt seit Jahren als einer der besten Verfechter des melodischen Street Punk. Auch dieses Mal war die Show wirklich gut. Die Band gab alles. Fans und Neugierige ließen sich von der Band mitreißen. Begeisterung und Pogo war die Folge. 45 Minuten DEADLINE vergingen viel zu schnell.
Um für den Abend wieder fit zu sein, nahmen wir eine Pause und genossen Fleisch und Bier zum Abendessen. Manchmal braucht es nicht viel zum Glücklichsein.
DAILY TERRORISTEN sahen wir nur noch zur Hälfte. Die Band ohne Daily Terror Sänger Pedder klingt sehr nach Daily Terror, was nicht verwunderlich ist, da die Band schon jahrelang zusammenspielt und somit ein großer Teil von Daily Terror ist. Alte Daily Terror Songs wechselten sich mit neuen Songs ab, die auch auf ihrem aktuellen Album zu hören sind. Melodischer Deutschpunk mit Rockeinflüssen. Die Band macht immer noch Spaß.
Um 20.30 Uhr folgte das erste Highlight des Abends. SPRINGTOIFEL aus Mainz betraten die Hauptbühne. Eine Stunde feinster Party – Oi. Mitgröhlen, Mitfeiern, Trinken und den Moment genießen. Dem Oi immer treu geblieben, haben SPRINGTOIFEL immer auch neue Einflüsse in ihre Musik gebracht. Dies unterscheidet die Band noch heute von vielen anderen Oi Bands. Lustig, humorvoll und trotzdem intelligent geht es bei der Band aus Mainz zu. Die Massen vor der Bühne bestätigten der Band, dass sie ihren Weg beständig weitergehen sollen.
Zu bester Abendzeit betraten um 21.30 Uhr auf der Zeltbühne THE BOTTROPS die Bühne. Die Band die aus zwei Mitgliedern der Terrorgruppe besteht, sah am Anfang sichtlich nervös aus. Kein Wunder, war das Zelt doch sehr voll, und das Publikum vom ersten Ton an hellauf begeistert. Die Band spielte viele Songs von ihrem Debut – Album, wie z.B. “Hochhausgirl“ oder “Kleingarten BRD“, aber auch Songs der Terrorgruppe, wie “Namen vergessen“ oder das legendäre “OPA“. Bei diesen Songs gab es kein Halten mehr. Pogo und Begeisterung pur. Ein toller Auftritt der Band und ein frenetisches Publikum
Kaum war der letzte Ton aus dem Zelt verhallt, startete ein weiterer Knaller des Abends.
DIE SKEPTIKER aus Berlin. Seit 2 Jahren wieder auf den Bühnen der Republik unterwegs, hat die Band einen Status wie niemals zuvor. Mit druckvollem, melodischem Sound spielt die Band seit 2 Jahren fast ausschließlich in vollen und ausverkauften Clubs. So auch an diesem Abend. Vor der Bühne war kaum noch Platz, und auch weiter hinten standen noch viele Leute. Sänger Eugen lebte jeden Song an diesem Abend. Voller Energie präsentierte er mit seiner unverwechselbaren Stimme die Songs. Ob “Dada in Berlin“ oder “Straßenkampf“. Jeder Song ein Aufschrei. Jeder Song, immer noch wichtig!
THE TURBO AC´S hatten es auf der Zeltbühne nach so vielen Bands schwer. Die meisten Leute verschnauften und taten was für den Flüssigkeitshaushalt. Ausruhen für die Band, die an diesem Abend alles toppen sollte. DRITTE WAHL spielten einen Jubiläumsgig, den die Band existiert seit nunmehr 20 Jahren. An solchen Zahlen sieht man wie schnell die Zeit vergeht. Gunnar, Gitarrist und Sänger, lief mir kurz vor dem Auftritt über den Weg. Gut gekleidet in Hemd und Krawatte und sehr nervös, sehnte er den Auftritt herbei. Mindestens geschätzte 10.000 Fans sahen sich Dritte Wahl an. Vor dem Konzert konnte man seine 20 besten Dritte Wahl Songs der Band mitteilen, und aus den Songs die am meisten genannt wurden, wurde die Setliste gebastelt. So gab es ein absolutes Highlightprogramm. Die Stimmung war grandios. Das Publikum feierte die Band frenetisch. Bengalische Feuer wurden entzündet und jedes Wort mitgesungen. Zwei Feuerschlucker auf der Bühne zeigten, was sie konnten. Diese 75 Minuten werde ich nicht so schnell vergessen. Es war ein herausragendes Konzert von DRITTE WAHL. Eines der besten Konzerte seit langem, von der Rostocker Band.
Als Abschluss des Tages gab es auf der Zeltbühne Psychobilly von THEE FLANDERS aus Potsdam. Komischerweise ohne Verkleidung, aber dafür mit viel düsterem Liedgut im Gepäck, gab sich die Band sichtlich Mühe, Publikum ins Zelt zu ziehen. Dies klappte gut. Die Psychobillyparty ging noch bis 02.00 Uhr. Die Nacht wurde auch diesmal lang. Als der Morgen graute krabbelte ich schließlich in mein Zelt.
Wenige Stunden Schlaf später, riss mich die Backofenhitze aus dem Zelt. Die Sonne ballerte wie die Tage davor auch, voll auf das Zelt. Zur Mittagszeit glich das Zelt einer tropischen Sauna.
Der Tag schleppte sich dahin. Keine Lust auf Stau in Richtung Ostsee, und keine Lust auf irgendwas. Gegen Mittag bauten wir dann unsere Zelte ab, luden sie ins Auto, und schlugen die Zeit bis 14.30 Uhr tot.
Die Hauptbühne wurde um halb drei von SEXTO SOL geentert. Netter, ruhiger Latin Ska. Die perfekte Musik für das Wetter. Verhalten tanzten ein paar Leute vor der Bühne. Als Soundtrack für einen perfekten Sommer ist SEXTO SOL klasse.
Danach ging es ab ins Zelt. Dort spielten BRUTAL POLKA. Der Name klang cool, und da die Band aus Israel kommt, waren das schon mal zwei Gründe die Band anzusehen. Was die Band bot, raubte mir den Atem. Ein irrer rum springender Sänger, mit Papstmütze auf dem Kopf, und virtous am Keyboard, wurde von einem sehr dicken Gitarristen im Supermankostüm begleitet. Der zweite Gitarrist war eher der Metalfraktion zuzuordnen. Der Basser mit mega Rastas zupfte das Brummgerät und der im Vergleich dazu unscheinbare Drummer trommelte sich die Seele aus dem Leib. Musikalisch war das großartiger Rock-Metal-Punkrock-Trash. Musikalisch unglaublich gut, schert sich die Band nicht um Stile, oder Songstrukturen. Grindcore – Anleihen waren wie Ska-Parts und fieser 80er Jahre Rock zu hören. Songs wie “I´m not gay. I´m bi-curios“ oder dem großartigen “Frogs are not French Cousine“ zeigen den trashigen Humor der Band. Trotz langer Busfahrt gab die Band in 45 Minuten alles. BRUTAL POLKA waren die Entdeckung für mich, beim diesjährigen Force Attack.
Danach zog es viele, vornehmlich Altpunks, und vornehmlich aus dem Osten der Republik, vor die Hauptbühne. Dort spielten CAFÉSPIONE. Die Band coverte Schleimkeim – Songs. Musikalisch klang die Band klar besser. Nur der Gesang war genauso kreischend räudig wie von Sänger Otze. Warum allerdings die Band auf dem Force Attack spielen durfte, ist für mich nicht ganz klar. Das Force Attack braucht keine Coverband.
REJECTED YOUTH die danach im Zelt spielten, boten guten Streetpunk der englischen Schule. Sehr ordentlich, aber ohne Überraschungen.
Um 17.30 Uhr betraten die legendären DIMPLE MINDS die Bühne. Noch nie gesehen, waren meine Erwartungen groß. Sie wurden enttäuscht. Was auf CD noch ganz ordentlich klingt, war hier ein einziger Soundbrei, der im besten Fall an Prollhead erinnerte. Ein Sänger der entweder die Band seit Jahren nicht gesehen hatte oder schlichtweg total zu war, schoss sich mit schlechten Ansagen selbst ins Abseits. Selbst der Evergreen “Durstige Männer“ geriet zur Farce.
Zum entspannen gab es danach auf der Zeltbühne ROLANDO RANDOM & THE YOUNG SOUL REBELS. Angenehmer Midtempo Ska mit Soul, Reggae und Mestizo gewürzt.
Als letzte Band vor der Abfahrt sahen wir die legendären KNOCHENFABRIK. Nur für ein paar Konzerte hat sich die alte Band zusammengetan. Die Spannung war groß. Eine große Menschenmenge versammelte sich vor der Bühne um die Band ein letztes Mal zu sehen.
Die 45 Minuten die dann kamen waren großartig. Ein letztes Mal hymnischer Deutschpunk mit ironischen, lustigen, politisch – sozialkritschen Texten. Herrlich. Ein wahrhaft denkwürdiger Abschied.
Die Fahrt nach Berlin verlief reibungslos.
Das FORCE ATTACK 2008 war richtig klasse. Super Wetter, super Stimmung, tolle Bands.
Herz, was willste mehr ?
Frank
 
   
 
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