THILO MIT H
 

Nachdem ich mir das Album des Berliner Punkrock – Liedermachers THILO MIT H bei MySpace.com runter geladen hatte, war schnell klar, ich muss mehr von THILO erfahren. Ich kannte ihn noch aus anderen Zeiten, als er mit seiner Band LIGHTKULTUR durch die Berliner Clubs tingelte. Nach seinem Ausstieg bei der Band war es lange ruhig um ihn geworden, bis THILO jetzt mit seinem ersten Album “ Üben für´s Debut “ sich anders und doch grandios zurückmeldete. Grund genug ihm ein paar Fragen zu stellen.

 

F:         Wie kam es zu deinem Entschluss akustische Musik zu machen?

T:         Wie ja einige bereits wissen, mache ich nicht erst seit April 2008 Musik, sondern schon seit ungefähr 15 Jahren. Die letzten 9 Jahre waren in Berlin auch recht erfolgreich. Da habe ich bei Lightkultur gespielt. Als sich Lightkultur aufgelöst hatte, hatte ich keine Lust mehr Musik zu machen. Ich wollte mich auf andere Sachen konzentrieren. Aber irgendwie zog es mich immer wieder zur Musik zurück. Einmal Musiker, immer Musiker.

Auf eine Band hatte ich keine Lust mehr. Wenn du was alleine machst, bleibt dir aber nicht viel übrig, entweder elektronische Musik oder akustische Musik. 2008 war ein ziemlicher Hype, was akustische Musik angeht, also habe ich mir gesagt, dass ich mit der Akustikgitarre was versuche. Das Ganze habe ich versucht, von Anfang an, als “ Punkrock Akustik “ zu verkaufen. Richtige Geschichten, mit Anfang, Ende und einer tiefgründigen Aussage sind nicht wirklich mein Ding. Punkrock Akustik ist da als Stilbeschreibung ganz gut. So ist es dazu gekommen. Ein Mann und eine Gitarre.

F:         Wieso nennst du deine Musik bewusst “ Punkrock Akustik “ ?

T:         Den Begriff Liedermacher finde ich scheiße. Liedermacher ist eigentlich, auch wenn es meine und deine Generation nicht mehr betrifft, ziemlich verschrien. Da geht es um Protestsongs gegen Atomkraftwerke und so was. Das ist für viele ein rotes Tuch. Ich wollte im akustischen Bereich mein eigenes Ding machen. Irgendwann hatte ich den Song der

“ Punkrock Acoustic “ heißt, geschrieben, und mich dann entschlossen, meine Musik genau so zu nennen. Es ist ja nur Popmusik mit Gitarre und einem schlechten Sänger. Um dem ganzen Charakter zu geben, gab ich dem Kind den Namen “ Punkrock Akustik “. Ich finde das passt sehr gut.

F:         Hast du Punkrock – Wurzeln ?

T:         Ja.. Bei mir war es ganz viel Pop – und Deutschrock-Punk mit dem ich aufgewachsen bin. Slime waren in meiner Jugend meine Helden! Heute ist mir das nicht mehr verständlich. An den politischen Ansichten hat sich bei mir einiges geändert.

F:         Hast du dich vom Punk mittlerweile verabschiedet? Im Song “ Punkrock Acoustic “ kritisierst du ja auch ein bisschen das Rumhängen der Punks

T:         So war das gar nicht gemeint. Der Songtext als solcher ist ja nicht übel, aber für mich war es schwierig Strophen und Refrain zu verbinden. Außerdem wollte ich ausdrücken was Punkrock Akustik ist. Am einfachsten war es, die Geschichte aufzugreifen über die Leute die tatsächlich auf der Straße sitzen mit Iro und Nietengürtel und irgendwelche Lieder auf ihrer Klampfe runterschrammeln. Das ist für mich der Begriff Punkrock Akustik, wobei es natürlich zwiespältig ist, weil der Text an sich nur ein bestimmtes Bild beschreibt.

F:         2008 erschien dein erstes Album “ Üben für´s Debut “ als Download – Album. Wie kam das Album an ?

T:         Ich war positiv überrascht. Sogar alte Bandmitglieder äußerten sich sehr positiv über meine Songs. Das nahm dann nach und nach immer mehr Fahrt auf. Ich hab das dann auch alles mehr und mehr promotet. Die Promo ging und geht ausschließlich über MySpace, da ich kein Geld für andere Sachen hatte und habe. Insgesamt sind wenig negative Feedbacks gekommen. Die meisten Rückmeldungen waren positiv. Interessant war auch, dass mir jemand geschrieben hat, er hat aufgrund meiner Songs jetzt auch ein Punkrock-Akustik-Projekt gegründet. Das hat mir zu denken gegeben. So eine Vorbildfunktion ist für mich total neu. Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Auch nicht damit, das mein Album innerhalb recht kurzer Zeit so oft runter geladen wurde. Alle Songs habe ich in einem Monat geschrieben und aufgenommen. Ich hab mir gesagt, dass ich eine Platte machen will, und habe das dann durchgezogen. Die meisten Songs habe ich in einer halben Stunde geschrieben und in einer halben Stunde aufgenommen. Das habe ich dann einen Monat lang gemacht.

F:         Auf deiner MySpace Seite kann man sehen, dass du viel gespielt hast, auch viel auswärts. Wie kam es so schnell zu so vielen Auftritten ?

T:         Die ersten Konzerte habe ich selber gebucht. Ich hab ganz klassisch geschaut, wo haben andere schon mal gespielt. Dann habe ich die Läden kontaktiert, dort angerufen und gesagt, dass ich dort gern spielen würde. Habe denen auch gleich mein ganzes Album zum download angeboten. Das hat ganz gut geklappt. Ein paar Konzerte habe ich auch durch Freunde organisiert bekommen.

F:         Viele Songs haben einen Bezug zu Berlin. Wie kommt das auswärts an ?

T:         Ich hab einen Song “ Ich komme aus Berlin “. Der ist derb. Der handelt davon, dass die Leute die nicht aus Berlin kommen, nur aus Dörfern kommen, und dass die Leute keine Ahnung vom Leben haben. Das ist aber nicht böse, sondern ironisch gemeint. Der Text ist mehr gegen Großstädte wie Hamburg, Köln oder München gerichtet. Im Norden von Deutschland fühlen sich die Leute von dem Text angegriffen, aber auf ihre Art und Weise bleiben die trotzdem cool. In der Ecke Braunschweig, Salzgitter und Hannover verstehen die das mehr. Die feiern den Song ab, und können damit leben. Ganz erstaunlich war Flensburg, da habe ich gedacht, jetzt kommt einer und haut mir eine runter.

F:         Ist es geplant die Songs mal auf einer CD zu veröffentlichen ?

T:         Es ist nicht geplant. Von “ Üben für´s Debut “ wird es keine CD geben. Wenn mein nächstes Album erscheint, dann wird auch “ Üben für´s Debut “ verschwinden.

F:         Von welchen Singer / Songwritern bist du beeinflusst worden ?

T:         Funny van Dannen ist in gewisser Hinsicht mein Vorbild. Es ist zwar musikalisch was anderes was ich mache, und ich würde es auch nie so hinkriegen wie Funny, aber für mich ist Funny einfach ein geiler Liedermacher. Ich will ihm nicht nacheifern, das würde ich eh nie hinbekommen. Ich bin “ Punkrock Akustik “ und damit der Erste der seinen Stil wirklich so nennt.

F:         Mit diesem Stil gibst du dir ja auch eine gewisse Narrenfreiheit.

T:         Das stimmt, aber es kommt immer auf den Charme drauf an. Man muss die Songs schon auf der Bühne präsentieren. Du kannst dich nicht völlig besoffen auf einen Barhocker setzen und während des Gigs umfallen. Besonders nicht, wenn die Leute Eintritt gezahlt haben. Die Leute wissen allerdings auch, was sie erwartet. Die gehen auf meine Konzerte weil sie die Texte mögen, mitsingen und feiern wollen. Es gibt auch immer Leute die die Lieder nicht kennen, aber für einen selber werden z.B. Ansagen irgendwann langweilig. Da musst du dir immer mal was Neues ausdenken, um für dich und für deine Fans den Gig interessant zu machen.

F:         Ich würde von dir jetzt gerne für all deine Titel der “ Üben für´s Debut “ einen Kommentar bekommen, z.B. warum du den und den Song geschrieben hast.

T:         Soll ich das ehrlich beantworten?

F:         Mach es wie du willst, aber ehrlich wäre schön.          

            Der erste Song ist “ Singen wie Fred Timm “.

T:         Das war der erste Song den ich geschrieben habe. Fred Timm ist ein Liedermacher aus Hamburg. Der hat ehemals bei “ Norbert & die Feiglinge “ gespielt. Jetzt ist er Mitglied

der “ Monsters auf Liedermaching “. Ich hab von dem ein Video gesehen, wo man merkt, dass der Typ richtig gut singen kann. Da kam ich auf die Idee, Fred Timm ein bisschen zu promoten, und gleichzeitig auch mit diesem Lied auszudrücken wo ich stehe. In dem Song erkläre ich, dass ich nicht viel kann, außer saufen, rauchen und dumm quatschen.

F:         “ Ich komme aus Berlin “

T:         Ganz klares Statement zu Berlin. Eine Ex – Freundin von mir kommt aus Köln. Als wir zusammen waren, war ich viel in Köln unterwegs. Da habe ich von vielen gehört, dass ich aus´m Osten komme, quasi aus Russland, und sowieso keine Ahnung habe. Das hat mich total verwundert. Die wohnen in einer Großstadt, geben sich aber total dörflich.

Als zweiter Punk ist der Hass den vieler Berliner auf die ganzen Zugezogenen haben, wie z.B. die Schwaben, zu nennen.

Der Höhepunkt war aber, dass ich mich mal beworben habe, hier in Berlin. Die haben mich total entgeistert angeschaut, als ich gesagt habe, dass ich aus Berlin komme. Die konnten es gar nicht fassen jemand vor sich sitzen zu haben, der in Berlin geboren ist. Völlig absurd ! Diese Erlebnisse haben mich zu dem Song inspiriert.

F:         “ Ich tanz keinen Pogo mehr “

T:         Ganz klares Statement zur Musik. Der Song hat nicht viel Text, sagt aber alles aus, was gesagt werden muss. Ich gehe immer noch viel auf Konzerte, aber im Prinzip stehe ich nicht mehr komplett zu der Musik. Ich bin kein Fan mehr. Ich bin einfach nur noch dabei, und dadurch tanze ich keinen Pogo mehr.

F:         “ Punkrock Acoustic “

T:         Da gibt es nicht viel zu sagen. Der Refrain war da, den Rest musste ich dazu dichten.

            Ist gut geworden, finde ich

F:         “ Gehe nach Hause, mein Freund “

T:         Dahinter steckt die Idee, dass ich es mir vorgestellt habe wie es ist, wenn du Kumpels hast, die Kinder haben. Früher hat man sich gesagt, wir hängen auf jeden Fall bis 05.00 Uhr morgens zusammen ab, aber wie ist das, wenn du Kinder hast ? Wenn Reife einsetzt ?

Das Lustige ist, dass ich später jemanden kennen gelernt habe, dem es genau so geht. Das ist der Liedermacher “ Herr Binner “. Der hat einen Sohn, der ist sieben Jahre alt.

Du kannst nie mit dem weggehen, weil er Abends immer auf seinen Sohn aufpassen muss.

F:         “ Dick genannt “

T:         Habe ich schon viel zu oft zu Frauen gesagt, an Stellen, wo es nicht hätte sein sollen.

F:         “ Geh kacken “

T:         Der Song ist so ein Refrain – Ding. Der Refrain war da, und hat mir so gut gefallen, dass ich ihn weiter verwenden wollte, aber ich wollte dem gleichzeitig auch was entgegensetzen. Da habe ich versucht Missstände zu beschreiben. Ich finde. Dass ist mir nicht so gut gelungen, weil ich nicht so viel zu beklagen habe.

F:         “ Ein Stück Liebe “

T:         Ich liebe diese Frau, mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.

F:         “ Steffi und Nina “

T:         Ich wollte ein Lied über zwei Freundinnen schreiben. Es ist ein fiktives Lied über zwei Freundinnen. Der Song ist in 5 Minuten entstanden.

F:         “ Du nicht “

T:         Sagt alles, was ich sagen wollte.

F:         “ Flamingo “

T:         Der Song ist um halb zwei Uhr Nachts entstanden. Ich war völlig betrunken, hatte aber die Idee einen Song zu machen. Dann habe ich ihn aufgenommen, und dann war klar, der kommt auch auf die Platte.

F:         “ Nicht lieb “

T:         Das ist ursprünglich ein Song von meiner alten Band “ Lightkultur “. Ich fand den schon im Original ziemlich gut, wegen der Aussage die der Song hat. Ich konnte ihn dann gut aufgreifen, auch mit der Pointe am Schluss. Es ist ein klassischer Liedermacher – Song geworden.

F:         Was haben deine Ex – Bandkollegen dazu gesagt ?

T:         Ich habe denen den Song zugeschickt, und gefragt ob ich den so veröffentlichen darf.

            Das wurde sofort bejaht. Damit war es o.k., und der Song ist auf der Platte gelandet.

F:         “ Alter VW Bus “

T:         Das ist das traurigste Lied was ich habe. Beim Schreiben kam mir so der Reinhard-Mey-Gedanke, soll ich meinen Toaster besingen, soll ich meinen Staubsauger besingen? Da fiel mir dann mein VW Bus ein. Die Melodie ist komplett geklaut, von einer Liedermacher-Band namens “ Soda light “.

F:         “ Sprichwörtlich “

T:         Auf den Song bin ich stolz. Ich hab mir mal so richtig über Sprichwörter Gedanken gemacht. Da bin ich aber nicht weit gekommen, der Song hatte nur drei Strophen und keinen Refrain. Dann kam mir der Gedanke, dass ich zumindest zum Schluss noch eine Aussage machen muss.

F:         “ Er schweigt weiter “

T:         Das ist das persönlichste Lied auf der Platte, und die Leute an die es gerichtet ist, wissen Bescheid. Hoffe ich, aber glaube ich ehrlich gesagt nicht. So intelligent sind die nicht.

F:         “ Mein Tag “

T:         Ich hab mal mit der Frau, der auch “ Ein Stück Liebe “ gewidmet ist, zusammen gelebt.. Zu der Zeit ist der Song entstanden.

F:         “ Bei Ernst “

T:         In der Kneipe “ Bei Ernst “ im Sprengelkiez in Berlin Wedding spielt der bekannte Liedermacher Rüdiger Bierhorst sehr häufig. Der wird auch kurz im Text erwähnt. Mit Funny van Dannen ist das der Liedermacher der so ein bisschen mein Vorbild ist. “ Bei Ernst “ habe ich viele Konzerte von ihm gesehen und bin immer gerne hingegangen.

F:         Als letzter Song “ Der Tag “.

T:         Das ist ein 5 – Minuten – Stück. So ein bisschen hoffe ich, dass der Song mal ein Festivalhit wird, und ich, wenn ich demnächst wieder auf dem “ Force Attack “ – Festival zelte, und jemand im Nachbarzelt morgens um 08.00 Uhr dieses Lied anmacht, der Song dann dort hoch und runter läuft.

F:         Als letzte Frage, wie bist du in die Liedermacher – Szene rein gekommen? Und wie stehst du zu den Berliner Liedermachern im speziellen?

T:         Da ich davor jahrelang in der Berliner Punk – und Pop – Punk – Szene unterwegs war, war für mich von Anfang an klar, ich mache das erstmal alleine. Ich wollte völlig unbelastet anfangen. Mittlerweile ist es so, dass ich zu den Liedermachern wo ich auf die Konzerte gegangen bin, immer auf der Gästeliste stehe. Man ist nicht mit allen gut befreundet, aber man kennt sich mittlerweile. Die Nummern der wichtigsten Leute, sind alle in meinem Handy.

 

Auf der MySpace – Seite von THILO mit H, kann man “ Üben für´s Debüt “ und seine beiden EPs runterladen. Die nächsten Konzerte sind ebenfalls dort vermerkt. Ich kann nur empfehlen sich THILO mal anzusehen. Seine Songs sind erfrischend, lustig und ironisch. Das beste was ich im akustischen Bereich seit langem gehört habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
   
 
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