Wir schreiben den 10.05.2008. Ganz Düsseldorf ist von konsumgeilen Spießern besetzt. Ganz Düsseldorf? Nein! Eine Gruppe unerschütterlicher, positiv bekloppter Rockbegeisterter hält tapfer dagegen…
Wenn rund 2000 Punks, Skins und andere Durchgeknallte auf der Straße vorm Stahlwerk hocken, dann macht Otto-Normalverbraucher auch gerne mal beim Vorbeifahren die Knöpfchen runter. Unsereins fand dies höchst amüsant und man war bemüht, besonders böse und wirsch zu gucken. Um die allgemeinen Klischees noch weiter zu unterstützen – und natürlich nur aus diesem einen Grund – wurde während der Wartezeit auch das ein oder andere Bierchen verzehrt. Genau genommen konnten die umliegenden Tankstellen nach unserem „Überfall“ für den Rest des Abends dicht machen, denn nachdem 200 Leute auf 10m² nach Alkohol gesucht haben, war der Shop leer und man selber voll.
Mit anderen Worten, die Stimmung war schon vor dem Konzert… Verzeihung… vor DEM Konzert ziemlich ausgelassen. DEM Konzert, das das Musikjahr 2008 bereicherte. DEM Konzert, das dem Oi eine ganz neue Bedeutung gab. DEM Konzert, das über alle Maßen begeisterte. Kurz gesagt: DEM Broilers Konzert.
Die Vorfreude auf dieses Ereignis war schon gigantisch und nur durch die Angst getrübt, dass es vielleicht nicht gut werden könnte, dass man vielleicht enttäuscht werden würde. Doch als 2000 Menschen beim ersten „ooohoooho“ von „Zurück zum Beton“ gleichzeitig anfingen zu pogen und ich auf einmal gute zehn Meter weit nach vorne geflogen bin, da wusste ich: Deine Angst war völlig unbegründet!
Bis auf die letzten Reihen bebte das Stahlwerk unter den Tanzenden, den Musizierenden und der unvergleichlichen Stimme von Sammy. Der Massenpogo war perfekt! Trotz der großen Menge an Menschen, die von Außen ausgesehen haben muss wie eine Horde wild gewordener Gnus, wurden Fallende aufgehoben, Schwache nach hinten getragen und Mädels wie ich konnten mitmachen ohne Angst davor, im nächsten Moment einen Ellenbogen fressen zu müssen. Natürlich gab es auch manch einen Experten, der sich im wahrsten Sinne des Wortes durch den Saal „prügeln“ musste aber damit rechnet man ja auf einem echten Rockkonzert.
Während die Broilers vorne auf der Bühne alles gaben, gaben wir ihnen alles zurück was wir hatten. Achtung! Der nächste Satz wird normalerweise nur auf Esoterik-Veranstaltungen oder von abartigen, Gottes Schöpfung verhöhnenden Semi-Menschen wie Daniel Küblböck verwendet, aber nichts anderes beschreibt die Atmosphäre in der Halle so gut wie: Die Energie strömte von einer Ecke in die andere! So war es auch kein Wunder, dass in einer kurzen Abstimmung zwischen Band und Publikum die angedachte Pause aus der Agenda gestrichen wurde. Wir wollten feiern und das trotz gefühlter 36°C bei Gruppenkuscheln und Seele aus dem Leib schreien.
Nassgeschwitzte nackte Körper – manche schön, manche jetz’ mehr so durchschnittlich schön – sprangen auf und nieder, Glatzen glänzten und Iros fielen in sich zusammen bei einem perfekten Mix aus neuen Titeln und absoluten Klassikern. Erbeutete Eiswürfel schmolzen innerhalb von Sekunden an Stirn und Armen und machten immer noch mal fünf Minuten länger und immer noch ein paar Schreie mehr möglich.
Am Ende des Konzerts… Mist, schon wieder falsch… DES Konzerts war ich völlig ausgepowert, konnte keinen Ton mehr sprechen, hatte überall Kratzer, entstehende Hämatome und war glücklich ohne Ende.
Natürlich gehören zu einem echten Konzertbericht auch die negativen Seiten… Da mir persönlich nichts dazu einfällt, bediene ich mich mal einiger pfiffiger Kommentare aus Foren und Internetportalen, von Menschen, die immer was zu quängeln haben:
„Zu viele Normalos…“
„Da hatten welche Bandshirts an…!“
„Es war zu voll…“
„Sammy hat zwischen den Liedern zu viel geredet, besonders nervig war, dass er erwähnt hat, dass die Eltern der Band das erste Mal mit bei einem Konzert sind…“
All diesen Leuten teile ich hiermit feierlich mit, dass sie einen an der Waffel haben. Dass die Musik immer mehr Menschen anspricht, zeigt eigentlich nur, dass die Broilers sich nicht nur weiter entwickeln, sondern auch besser werden. Mal ganz abgesehen davon kann nicht jeder von uns in einem Piercing-Studio arbeiten oder mit Musik sein Geld verdienen und ein Iro macht sich im Büro nicht allzu gut. Das heißt aber nicht, dass man deswegen die Musik und die Einstellung nicht leben kann. Oder kann man sich allein durch seine Klamotten zu einer Randgruppe bekennen? Dann sagt allen H&M-Teenie-Punks mal ein herzliches „Hallo“ zum nächsten Oi-Konzert!
Ich finde die Broilers haben ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte aufgemacht und dieses Konzert… verdammt… DIESES Konzert war hoffentlich erst der Anfang. Danke für einen geilen Abend und wir freuen uns auf die DVD!
Bericht von Froilein Jotzo