Hier kommt was Neues aus der Schweiz. Nein, es ist kein neuer Käse und auch kein Bankkonto. Es hat auch nix mit Minaretten zu tun. Oder vielleicht doch? Als Punkband hat man da sicherlich eine andere Meinung als das gemeine Volk, welches sich vor Überfremdung und anderen Menschen im Allgemeinen fürchtet, und vor kurzem gegen den Bau von Minaretten gestimmt hat. Als ob diese die Sicht auf die Alpengipfel verschandeln.
Wann kommt das erste Bürgerbegehren von Muslimen die sich von Neubauten von Kirchen gestört fühlen? Aber das ist ein anderes Thema.
Reden wir über NOFNOG. Die Band gibt es seit fünf Jahren, und “Is it worth the Glory?“ ist ihr erstes Album. Nach ein paar Sekunden Nachrichten-Intro geht es mit “What a Mess“ gleich ordentlich nach vorne. Mehr Melodic-Hardcore als Punkrock hat der Song ordentlich Druck und ist abwechslungsreich. Sänger Jerome, der ungewöhnlicherweise auch die Drums spielt, hat ordentlich Wut im Bauch. Diese bekommt er nicht nur durch anspruchsvolles Trommeln aus seinem Bauch und so brüllt, singt und schreit er die Songs heraus, dass man Angst haben muss. Song Nummer drei “Broken Bottle“ bringt mit seinem klasse Mitsingrefrain “This is a Riot“ jeden Demonstranten dazu, Flaschen oder Steine zu nehmen und diese gegen die Staatsgewalt zu schleudern. Da ist NOFNOG ein klasse Song gelungen! Der nächste Song, wie überhaupt alle zehn auf dieser CD bestechen durch große Durchdachtheit was Songwriting und Musik angeht. So wundert es auch nicht, dass NOFNOG u.a. mit The Unseen, The Toy Dolls oder auch Demented Are Go zusammengespielt haben. Zu Demented passt die Band nicht gerade, aber es sieht nicht schlecht aus in der Vita.
So ganz kann ich noch nicht heraushören, ob die Band sich mehr zum (Melodic-)Hardcore oder zum Punkrock bewegt, aber was sind Schubladen, wenn ich Musik mit Seele, Herz und Verstand haben kann?
NOFNOG ist mit dieser Scheibe ein klasse Debut gelungen!
Songs voller Protest und Wut werden von NOFNOG in ein mehr als ansprechendes Gewand gepackt. Hut ab !
Frank
Punk. Soundtracks to the Underground vol. 3
(Concrete Jungle Records)
Label-Sampler von Concrete Jungle Records. Geboten wird Punk der härteren Gangart, Streetpunk und HC-Punk, eher an klassischen Bands orientiert, für meine Ohren. Mit dabei: REJECTED YOUTH, GUERILLA, THE FILAMENTS, TICKING BOMBS und andere. Grundsolide, wer Interesse an dem Label oder den genannten Bands hat, kann hier mal reinschnuppern und gucken. Die CD kommt mit eein paar Bonus-Geschichten auf CD (Bandinfos, alle Songs noch mal als MP3-Version und ein paar andere Gimmicks).
Bexx
RED HOT CHILI PIPERS –
bagrock for the masses
(Rel Records / New Music)
Der Name lässt einen ja im ersten Moment schlimmstes befürchten, zumal es zu viele Kapellen gibt, die eine sehr krude Idee zum Thema ‘Tribut’ zu haben scheinen. Diese schottische Kapelle schlägt zum Glück in eine andere Kerbe: In England durch Auftritte bei ‚When will I be famous‘ bekannt und dadurch mit recht guten Verkaufszahlen gesegnet versucht man sich jetzt am Sprung über den Kanal. Und nicht nur auf Grund der Tatsache, dass Bands mit Dudelsack auch bei uns normalerweise gut gefüllte Häuser garantieren werden die RED HOT CHILI PIPERS ihren Weg machen: Auf dieser Zusammenstellung (in England gibt es mehr CDs, dies ist die erste Veröffentlichung für den Rest des Kontinents) gibt es einen feinen Querschnitt durch Klassiker der Rockgeschichte (alleine das Dudelsack-getunte Intro von ‚Thunderstruck‘ hab ich geschätzt 60 mal gehört) gemischt mit klassischen schottischen Weisen. Netter Sound, irgendwo zwischen REAL McKENZIES, DROPKICK MURPHYS und eingängigem 70er Jahre Rock. Feines Album.
Bexx
RUINER – Hell is empty
(Bridge 9 Records)
Der Titel des Albums würde jetzt eher auf ein Metal-Album schließen lassen, allerdings dürften RUINER den meisten Leuten mittlerweile als grandiose HC-Band bekannt sein, so dass hier wohl niemand einen Fehlgriff tun wird. Auch mit dieser Veröffentlichung zeigen Bridge 9, dass sie einfach ein sehr gutes Händchen für die richtigen Bands haben, das Album ist eingängig, obwohl es von der ersten bis zur letzten Minute gut nach vorne geht. Das hier ist der moderne Hardcore, wie er sein soll: Viele Chöre und Melodien, gut zum Pile-on vor der Bühne geeignet. Schnelles Gebretter um ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, und doch Einsprengsel von eher rockigen Elementen, die das ganze auflockern, bevor es Gefahr läuft, zu sehr einem Klischee zu verfallen. Textlich geht es auf diesem Album eher düster zu Werke, auf mich machen die Texte einen düsteren, angepissten Eindruck. Das steht für meine Ohren manchmal etwas im Kontrast zur Musik, ergibt aber eine gut hörbare, energiehaltige Mischung. Für alle Hardcore-Kids: GO! (und zwar in den Plattenladen).
Bexx
STRUNG OUT – AGENTS FROM THE UNDERGROUNDCD
(Fat Wreck Chords / SPV )
Und wieder eine Band die ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert. Auch STRUNG OUT aus Kalifornien haben jetzt dieses magische Alter erreicht. Ein Alter in dem viel Bands anfangen überteuerte “Best-Of“ Scheiben oder DVDs raus zubringen um sich selber zu feiern und gleichzeitig zu übertünchen, dass sie nicht mehr so gut sind wie vor fünf oder zehn Jahren.
STRUNG OUT haben das gar nicht nötig, obwohl sie sicher eine ganze Reihe von Songs haben, die von den Fans nicht oft genug gehört werden können. “Agents of the Underground“ präsentiert elf neue Songs, die allesamt so was von nach vorne gehen, dass es einem die Schuhe ausziehen kann. Man muss sich warm anziehen und gut festhalten, denn was die fünf Jungs aus Kalifornien hier auf einen Silberling gebannt haben, kann man kaum glauben.
Überbordende Energie trifft Hooks, Breaks und Singalongs. Das ganze wird verpackt in griffige ( catchy ist mir einfach zu soft als Bezeichnung ) Melodien die einen hochreißen und Energie geben wie eine Ladung Koks.
Die Songs kommen mit soviel Energie und Spielfreude rüber, dass ich kaum glauben kann, dass es sich hier nicht um ein Live-Album handelt. Die Aufnahme ist fast perfekt, mir ist manchmal die Gitarre etwas zu laut, aber das ist nun wahrlich Geschmackssache und bremst dieses wirklich klasse Album in keinster Form aus.
STRUNG OUT sind nach 20 Jahren immer noch auf FAT WRECK CHORDS, obwohl sie mittlerweile sicherlich auch Angebote der großen Labels bekommen haben. Hier zeichnet sich echte Freundschaft und faires Miteinander aus, welches es seit Anbeginn von FAT WRECK gab und dort immer noch gibt. Man ist immer noch eine Familie. Auch wenn STRUNG OUT vielleicht nicht mehr absoluter Untergrund sind, so sind sie erst durch die Fans auf der ganzen Welt zu dem geworden was sie jetzt sind. Sie haben unten angefangen. Insoweit passt also der Albumtitel auch wie die Faust auf´s Auge!
Mit “Agents of the Underground “ haben sich STRUNG OUT ein eigenes, mächtiges Denkmal gesetzt.