Interview Chris Ryker’s
Nachdem sich die RYKER’S ja im Oktober des letzten Jahres aufgelöst haben mit der Option, immer mal wieder ein paar einzelne Shows zu spielen wenn ihnen gerade danach sei, hatte ich im Frühjahr die Möglichkeit Chris zu seiner Sicht der Dinge ein paar Fragen zu stellen, einige Leute hatten sich schon wieder über die angebliche Inkonsequents der Band aufgeregt, Chris Lieblingsverein, die Schalker waren kurz vor dem Inti um die Meisterschaft betrogen worden und außerdem hat er ja sein eigenes Label „Kingfisher“ am Start. Genug Stoff für ein paar kleine Fragen also...
Bexx: Nach eurer letzten Show im Oktober vergangenen Jahreskam dann ja recht bald die Ankündigung, dass ihr dieses Jahr auf dem WITH FULL FORCE noch mal spielen werdet, was gleich einige Leute dazu veranlasst hat sich da tierisch drüber aufzuregen und euch Kommerzdenken vorzuhalten... Wie siehst du das?
Chris: Da haben einige Leute ziemliche Scheiße gelabert, ich meine jeder der lesen kann und sich ein bisschen für die Bandgeschichte der RYKER’S interessiert wird ja auf unserer Internet-Seite gewesen sein oder das ein oder andere Interview gelesen haben und da haben wir oft genug gesagt, dass wir RYKER’S nicht mehr machen weil wir einfach nicht genug Zeit haben um das ganze Ding noch Vollzeit zu betreiben, und wir wollten nicht, dass da ein Wochenendscherz draus wird. Aber wir sind Freunde untereinander, hängen zusammen ab, wenn wir Zeit haben treffen wir uns und warum sollen wir dann nicht mal ne Show zusammen spielen? Wir spielen jetzt zum fünften oder sechsten Mal auf dem FULL FORCE, wir haben uns immer super mit den Leuten da verstanden, die Veranstalter da sind mittlerweile auch Freunde von uns, die kommen aus dem Hardcore-Bereich, und wenn du da nen Angebot hast spielst du da natürlich auch, das wird bestimmt nen richtig prima Wochenende, wenn du dich von dem ganzen Stress losmachen kannst, die Leute haben Bock drauf, aber es gibt halt immer Nörgler, denen wäre es ja lieber gewesen wir lösen uns jetzt auf und kommen in drei Jahren mit ner komplett durchdachten Reunion wieder, da haben wir eben kein Bock drauf, und wir haben jetzt vor ner Woche geprobt und das hat tierisch Spaß gemacht, also ist es okay, dass es Spaß macht, das war immer der Hauptgrund für uns die RYKER’S zu machen.
Bexx: Das letzte Konzert war natürlich auch klasse, war leider mein erstes...
Chris: Danke! Ja, das war hier auch ne Sache für sich, sind auch ne Menge Leute nicht reingekommen, das tut uns auch leid, aber warum sollten wir nen großen Club nehmen, hier haben wir angefangen, hier verbinden wir am meisten mit, ich hänge hier immer noch auf den Konzerten rum, da guckt man sich das an und macht das dann hier auch.
Bexx: Die RYKER’S gab es ja doch ne recht lange Zeit. Was hat sich aus deiner Sicht in der ganzen Zeit verändert?
Chris: Alles, die ganze Szene hat sich stark verändert, die ganze Einstellung, vieles von dem Enthusiasmus ist weg, es gibt nur noch wenige Leute die sich noch für die Musik und das ganze Drumherum interessieren, sei es, dass sie nen Fanzine machen, sei es, dass sie Konzerte veranstalten, mittlerweile ist es so, dass die Leute nur noch unterhalten werden, die gehen auf nen Techno-Eevent, sind zwei Tage später auf nem HC-Konzert um drei Tage später auf nem Metal- oder Punk-Festival rumzulaufen und sind dann am Wochenende wieder in ner Rave-Disco, für die ist das so belanglos geworden, nur noch der Unterhaltungsfaktor zählt, das finde ich ein bisschen schade, das war halt mal ein bisschen anders. Ich weiß nicht wann das mal angefangen hat, man kann so was auch nicht auf MTV oder so schieben, viele Leute hatten halt irgendwann die Schnauze voll und haben sich verabschiedet, viele Kids sind nachgerückt und hatten keinen Bock mehr sich richtig damit zu beschäftigen, oder sich in irgendeiner Form zu engagieren oder Hardcore als alternativen Lebensstil anzusehen, für die war es dann einfach nur cool weite Hosen und die Klamotten zu tragen, das war dann cool und denen hat es gereicht, es ist aber definitiv mehr als das. Hardcore ist erfolgreich geworden, das lockt immer kommerzielle Anbieter auf den Plan, das hat sich dann zum Beispiel gleich auf den Eintrittspreis ausgewirkt, früher konntest du nen Konzert für 5 oder 6dm veranstalten, das geht so gut wie nicht mehr, weil sich die Standards geändert haben, die Bands wollen jetzt auch ihren Teil vom Kuchen abhaben, was ja auch legitim ist, aber es ist halt nicht mehr so wie es mal war. Ich kann immer noch Spaß auf nem Konzert haben, aber es ist anders...
Bexx: Versuchst du, das ganze auch wieder in vernünftigere Bahnen zu lenken, jetzt wo du dein Label hast, hast du da ja ein bisschen Einfluss drauf?
Chris: Klar, ich bringe auf KINGFISHER nur Sachen raus die mir selber gefallen, auf die ich Bock habe, klar muss ich auch gucken, dass die sich verkaufen lassen, ich könnte dir jetzt hier einen erzählen, dass ich hier nur den Underground mache und alles das mache was ich will, ich will vernünftige Sachen rausbringen. Aber verkaufen muss sich das schon, sonst bin ich den Job auch schnell wieder los.
Bexx: Wie bist du an NJ BLOODLINE rangekommen?
Chris: Ich hab das Demo von denen vor vier oder fünf Jahren bekommen und hab die Band seitdem immer auf dem Schirm gehabt weil mir das gefallen hat und das war dann halt die erste Band bei denen ich mich gemeldet habe als ich das Label hatte und hab denen gesagt, dass ich unbedingt was mit ihnen machen will, wir haben uns in New York getroffen und jetzt sind sie hier und machen ne 7-Wochen-Tour. Ich denke das sind auch nette und umgängliche Menschen und nicht irgendwelche Spinner.
Bexx: Es gibt da noch das gerücht, dass ne Band namens KISS noch nach nem Label sucht, wäre das nicht was für dich?
Chris: (lacht) Ich würde das natürlich sofort machen, aber das spielt in Ligen wo ich nix mit zu tun habe, da hat auch Century Media, das größte deutsche Metallabel nichts zu melden, das spielt sich in Dimensionen ab wo wir nicht drüber reden zu brauchen...
Bexx: Ist KINGFISHER denn mehr was wie ein Underground-Label, oder ziehst du das jetzt (in Kooperation mit Century Media) alles etwas größer auf?
Chris: Ich bin für KINGFISHER ganz alleine verantwortlich, ich mache das Label komplett alleine, keiner redet mit rein, welche Bands ich signe, was ich an Geld ausgeben darf, und das ist cool. Das Label trägt sich selber und es macht mir unheimlich viel Spaß das zu machen. Klar kannst du da nicht das dicke Geld mit verdienen, aber darum geht es auch nicht, meinen Ferrari werde ich mir damit nicht finanzieren können, ich will es dann auch lieber so klein halten, da habe ich alle Fäden in der Hand und kann mich besser um die einzelnen Bands kümmern. Klar, wenn ich jetzt was veröffentliche was keiner hören will, dann hafte ich da nicht mit meinem eigenen Geld für, aber halt so, dass ich dann meinen Job verliere. KINGFISHER ist halt das HC-Unterlabel von Century Media, das heißt, wenn ich das nur Scheiße signe bin ich irgendwann arbeitslos.
(Da war jetzt noch ne Frage zwischen, die Chris auch brav beantwortet hat, leider hatte das Tape da einen dermaßenen Durchhänger, dass ich kein Wort verstehen konnte, die Frage muss dann leider entfallen... Bexx)
Bexx: Du hast ja in Interviews auch nie nen Hehl davon gemacht, dass du großer KISS-Fan bist, in der HC-Szene sind da ja recht viele Leute, die KISS als einen ihrer Einflüsse angeben, mit der Musik angefangen zu haben. Wie kam es bei dir dazu.
Chris: Naja, ich bin ja Baujahr 1969. Als ich dann so 12, 13 war gab es halt nur zwei Möglichkeiten, entweder bist du KISS-Fan oder du magst AC/DC... Und das KISS um Welten cooler sind ist wohl klar, mit dem ganzen drumherum fand ich das auch richtig cool. Das war so meine erste Band die ich richtig gut fand. Und wenn ich was richtig gut finde bleibe ich dabei, da brauche ich dann meine Fahne nicht in den Wind zu hängen, bei mir hat das angefangen mit „Dynasty“, und dann nen Best-of, da waren hinten alle anderen Alben drauf und so hatte ich dann immer gleich ne Antwort parat wenn mich jemand gefragt hat was ich zum Weihnachten oder zum Geburtstag haben will, und so ist es dann immer mehr geworden. Ich war wie ein kleines Kind als ich KISS jetzt auf der Reunion-Tour gesehen habe, das war einfach Gott. KISS ist halt ne Institution, viele sind da halt mit aufgewachsen.
Bexx: Du hast in nem Interview mal gesagt, dass du es als Gotteslästerung empfunden hättest, wenn ihr was von KISS gecovert hättet, stand glaube ich so im ROCK HARD, deswegen sei auch kein Cover auf der „From the cradle to the grave“. Ich würde glaube ich alles darum geben ne gute Coverversion von denen hinzulegen...
Chris: Das Ding ist halt, die sind meine absolute Lieblingsband, wir haben da im Studio auch mehrmals drüber nachgedacht, „Detroit Rock City“, „Makin’ Love“ und, logisch, „God of thunder“ zu covern. Aber auch Andy Classen, unser Produzent, meinte nur, dass wir das lassen sollten, wir hätten den Song dann eh umgebaut auf RYKER’S-Stil und da hatte ich dann irgendwie keine Lust drauf, bei AC/DC war das einfacher. Wenn uns jetzt nen Fan sagt wir hätten „Dirty Deeds“ versaut lässt mich das kalt. Wenn mir jetzt nen KISS-Fan sagen würde, wir hätten das Cover von KISS versaut würd mich das treffen, das will ich nicht.
Bexx: Ich hab ner Bekannten neulich mal „Forever and a day“ vorgespielt, die hat nach dem ersten hören nur mit dem Kopf geschüttelt und mich nach dem text gefragt und fand den dann ziemlich cool, jetzt hat sie sich die Platten bei mir ausgeliehen und dreht immer mehr in Richtung HC ab, wenn du so was hörst, was denkst du dann?
Chris: Da freu ich mir nen Keks, echt, das freut mich richtig, wenn ich merke, das Menschen da was mit anfangen können, auch wenn Leute nach Konzerten zu mir kommen und mir sagen was ihnen gefallen oder geholfen hat, das ist ne klasse Sache, wenn sie dadurch dann da mit reinkommen, das ist das was ich am Anfang meinte, das ist es, was das für mich ausmacht. Hardcore ist für mich eben ein „way of life“...
Bexx: Würdest du mit ner anderen Band außer den RYKER’S Musik machen wollen?
Chris: Die Überlegung hatte ich schon, ich weiß es nicht, ich hab auch mit Freunden von mir gesprochen, aber so richtig gut ist das nicht. Aber so richtig Spaß macht es mir eben nur wenn du Hubse dabei hast, Meff und Grobi, das waren die Leute. Und musikalisch wird es dann ja eventuell in die selbe Richtung gehen und warum soll ich das gleiche dann noch mal machen. Dann lieber wieder richtig RYKER’S als ne halbgare Sache mit anderen Leuten zu machen. Wenn müsste es auch was anderes sein, Sachen die man in ner Kneipe in der Ecke spielen kann, oder im Fußball-Stadion...
Bexx: ... womit du den Übergang lieferst. Was sagst du als Schalke-Fan dazu, dass nen Schiri zwei Minuten Nachspielzeit anzeigt und dann in der 94. Minute noch nen Tor fallen kann?
Chris: Fußball-Mafia DFB! Ich meine, was soll ich dazu sagen? Ist mir alles ziemlich suspekt, wenn da einer versucht, den Sieg der Bayern noch zu ermöglichen, der hätte eigentlich schon abpfeifen müssen als die Bayern in der 90. das Gegentor kassiert haben, der HSV hat echt alles getan um zu gewinnen. Und dann pfeift man auch nicht in der 94. noch so einen Freistoß, da lässt man dann den Spieler den Ball wegschlagen. Ich will nicht sagen, dass die Schiris dieses Jahr gegen die Schalker gepfiffen haben, aber es war doch schon recht heftig dieses Jahr was da passiert ist. Die Kühe scheißen halt immer auf den dicksten Haufen und das ist nun mal Bayern München. Ich hasse Bayern München, ich hasse den ganzen Verein, ich hasse die Fans, ich will sehen wie Schalke Dortmund abledert, ich will gar nicht sehen wie die international spielen, das finde ich nicht so toll. Bundesliga finde ich spannender. Auch diese 15.30-Sache, ich will am Sonntag auch mal an was anderes denken, nicht Freitag nen bisschen, Samstag nen paar mehr und Sonntag dann den Rest, das macht das alles irgendwie etwas kaputt, da geht es nur noch um Geld und da fehlt mir dann doch ein bisschen der Spaß bei.
Bexx: Abschließende Worte?
Chris: Nee, die Leute sollen sich halt selber reinhängen...
Bexx: Danke!
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