non conform in holland
 
Non Conform Holland-Gig 1997
(die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, naja fast....)

Warum wir diesem Gig zugesagt hatten, weiß wahrscheinlich keiner von uns.
Wahrscheinlich, weil wir nicht wussten, was uns hier erwartet.
Hätte auch nur einer von uns geahnt, was uns bevorsteht an diesem
Wochenende, wäre dieses Konzert wohl nie zu Stande gekommen.
Spielgeil und mit viel Bier an Bord machten wir uns also auf ins ferne
Holland.
Persiflage war auch mit von der Partie. Manu hatte wie immer alles
organisiert blieb aber diesmal zu Hause im schönen Silixen. Sein Glück.
In Holland kann man sich wirklich verfahren, alleine schon diese Straßen
dort, die auf mich immer wie eine überdimensionale Playmobil - Landschaft
wirkt, lässt es des öfteren zu, anzunehmen, man befinde sich auf einem
anderen Stern.
Nach einigen Anstrengungen hatten wir den richtigen Weg ausfindig gemacht
und landeten schließlich vor einem mit Graffiti übersätem alten Gebäude,
mitten in einer von Coffeeshops umzingelten, fragwürdigen Gegend.
Um uns rum wimmelte es nur so von zwiespältigen Albanern, die einen ihr
gestrecktes Koks andrehen wollten.
Es roch nach Gras.
Abenteuerlustig bauten wir uns vor dem Eingang auf, hier mussten wir
richtig sein.
Eine dicke, gepanzerte Tür versperrte den Weg ins innere des Gebäudes.
Nachdem Karsten einige Male an die dicke, gepanzerte Tür gehämmert hatte
schob sich auf einmal der Riegel eines metallischen Guckschlitzes zur
Seite und zwei dunkle Augen suchten mit einem kurzen Blick unsere
Gesichter ab und eine Stimme fragte, wer wir denn seinen.
Das war schon ein erster Grund, gleich wieder die Sachen zu packen und
nach Hause zu fahren.
Wir gaben uns als Non Conform aus, unsere Begleiter gaben sich als
Persiflage zu erkennen.
Der Typ registrierte es mit einem kurzen ok und schloss wieder den Riegel
des Guckschlitzes.
Daraufhin öffnete sich nach einigen Augenblicken die schwere Eisentür und
zwei Punks, die wohl zum Haus gehörten, wiesen uns den Weg ins Innere.
Hinter uns verhallten die wirren Stimmen der albanischen Dealer hinter der
sich schließenden Tür.
Ich fragte mich noch, wozu der ganze Sicherheitsaufwand, zwang mich aber,
besser nicht darüber nachzudenken.
Hier drin roch es noch mehr nach Gras, Rauchschwaden hingen in Fetzen in
der Luft.
Der Typ zeigte uns alles und mit fragenden Blicken mahnten Karsten und ich
mich zur Gelassenheit.
Es war ja nur ein Abend, der sich bestimmt noch zu einem lustigen
entwickeln würde.dachten wir in diesem Moment.
Unsere Schlafplätze befanden sich auf einer Art Dachboden, man müsste sich
eine klapprige Holzleiter hoch mühen um auf die nächste Ebene zu gelangen.
Unten ging es weiter durch einen kleinen Gang, der in einem Konzertraum
mündete.
Es war schon recht voll, überall standen bizarre Gestalten, die sich
unterhielten, Bier tranken und andere Substanzen inhalierten.
Wir wurden kurz mit neugierigen Blicken gemustert und kurz darauf
verloren sie sich wieder in Unterhaltung.
Dieser Abend sollte ein weiterer mit Persiflage werden, irgendwie freuten
wir uns darauf. Es gab Gras ohne Ende und holländisches Bier. Wenn ich
mich recht entsinne, bin ich dann irgendwann am Abend raus auf die Straße,
um mir eine Portion eigenes Gras zu kaufen.
Angst hatte ich irgendwie keine, ich war ja potenzieller Käufer und hatte
nichts zu befürchten.
Und mit zwanzig Mark in der Tasche wäre ein Überfall auf mich wenig
lukrativ gewesen.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie viele, aber es gab etliche Coffeeshops
in den Seitengassen, ich entschied mich für irgendeinen, trat ein und
besorgte mir zwei Tüten mit Superskunk.
Die Qualität schien hoch, er roch ziemlich intensiv, was mir ein Lächeln
zauberte, das meine Vorfreude bezeugte und dann verließ ich den Laden
wieder.
Dann schlenderte ich zurück durch die Menge der in den Straßen lungerten
Koksalbaner, und bahnte mir den Weg mit den Worten "No koks, I take no
cocain." Was wie Sesam öffnete wirkte, wobei die meisten mit ernüchternden
Gesichtern zur Seite traten.
In der Lokation zurück trank ich erstmal ein paar Bier und rauchte ein
fettes Tütchen Gras. Wie gesagt, das Gras hier war sehr stark und ballerte
heftig.
Ich spürte sofort eine heftige halluzinogene Wirkung, die die Welt schon
ganz anders aussehen ließ, als sie eigentlich war. Ich war high.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie es kam, aber es gab Probleme mit dem
Schlagzeug.
Sven schien etwas ungehalten wegen der Sache, mit einem Mal war er mit
"Gasmaske" Strunk und Maggi von der Bildfläche verschwunden.
Wo sind die denn hin ? Die können doch nicht einfach abhauen und uns hier
stehen lassen.
Wo Karsten mit seiner Kleinen abgeblieben war, wusste ich auch nicht.
Was für ein Turbulenter Abend, ich stand jetzt etwas neben mir und fluchte
innerlich. Die Masse wurde zwar immer frivoler, die erste Band spielte
bereits, aber wie sollten wir ein Konzert ohne Basser und Schlagzeuger
spielen ? Ich verdrückte mich auf den Dachboden des Hauses, wo ich mich
zu den Persiflagern gesellte und mich erst einmal standrechtlich mit Bier
abfüllte. Es mussten etwa fünfzehn Leute dort oben campieren, es gab viele
nette Unterhaltungen mit den anderen und eine Menge Spaß.
Wie gesagt, das Gras war sehr stark und ich fühlte mich plötzlich dazu
berufen, einen an der Leine angebundenen Rottweiler loszubinden, welcher
dann unter erschreckten Blicken der anderen einmal durch den gesamten Raum
wanderte.
Er wirkte so harmlos, sogar fast sympathisch.
Ich glaubte uns irgendwie Seelenverwandt. Ein Buddhist hätte mir
wahrscheinlich nicht widersprochen, wie gesagt, ein Buddhist. Aber davon
gab es hier nicht so viele, weshalb ich höchstwahrscheinlich auf
kollektives Unverständnis gestoßen wäre.
Nein, nein, der tut nichts, dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn
und schaute ihm gespannt nach.
Nachdem er einige Leute beschnüffelt hatte, kackte er dann mit einem Male
irgendeinem Typen auf den Schlafsack, woraufhin dieser etwas erzürnt zu
mir rüber rief, ich solle den Köter mal wieder festbinden, nicht, dass er
sich nicht nur auf seinem Schlafsack entledigt hatte, sondern der Hund sei
auch nicht so friedfertig, wie ich anzunehmen glaubte.
Das sollte sich bestätigen, denn etwas fünf Sekunden, nachdem der
Rottweiler wieder festgebunden war, schaute ich ihm wohl etwas zu tief in
die Augen, was diesen dazu antrieb, seine eckigen Reißzähne zu fletschen
und mich aus vollem Halse anzubellen.
Jetzt war ich doch etwas erschreckt und sah statt Möter ( halb Mensch,
halb Köter )nur noch Köter in dem Geschöpf. Und zwar böser Köter.
Puh, Schwein gehabt, oder besser gesagt : Hund gehabt.
Sven und der Rest der Truppe waren, wie gesagt weg, wir konnten darum
nicht spielen und ich konnte ihn auch nicht mehr ausfindig machen, das
Auto war verschwunden und zurück im Laden angekommen, sah ich mir die
erste Band an.
Links neben mir, auf einer sich in der Mitte des Saales befindenden, etwa
einen Meter hohen Mauer, die den Rest des Saales vom Mischpult abtrennte,
saß ein Typ, der irgendetwas in mir auszulösen schien - ich war ziemlich
schlecht drauf, wahrscheinlich, weil alle plötzlich weg waren. Und dann
machte ich plötzlich etwas, das eigentlich gar nicht so meine Art ist.
Ich trat ein paar Schritte vor, baute mich vor dem wahrscheinlich netten
Kerl auf und schlug ihm mit voller Wucht in die erschreckt dreinschauenden
Visage.
Dieser, vom Schlag des Hammers Getroffene kippte hinten über und fasste
sich gepeinigt an seine Unterlippe.
Sein Freund, der neben ihm stand, ein fetter Hüne mit langen Haaren, sah
sich nun gezwungen, meine Aktion mit einem Racheangriff zu sühnen und traf
mich, zum Glück nicht ganz so heftig im Gesicht, was mich aber trotzdem
niederstreckte.
Natürlich verteidigte ich mich stark gestikulierend bei den anderen, die
um mich herumstanden, er hätte angefangen. Zum Glück hielten sie den Kerl
mit zwei Mann fest, um Schlimmeres zu verhindern.
Welcher Teufel hatte mich da nur geritten.
Ich hatte mein Deutschtum wirklich bewiesen, kein Wunder, dass uns die
Holländer nicht mögen, aber hatte dieser Fußballer mit dem
unaussprechlichen Namen "Kchutt Gullit", oder so nicht auch unserem
geliebten Rudi Völler mit einer Portion Speichel bedacht, ohne Grund und
Vorwarnung ?
Jetzt war mir klar, ich musste weg. Abrupt rannte ich auf die Straße
hinaus.
Manchmal scheint die Welt um einen wie inszeniert, als wenn das Drehbuch
längst geschrieben ist.
Man ist dann Akteur, Regisseur und Zuschauer zugleich, irgendwie komisch,
wie
von höheren Kräften gelenkt. So auch nun wieder, ich glaube bald, es gibt
keine Zufälle.
Dass ich genau in diesem Moment auf die Straße trat, als Karsten mit
seinem Auto wie auf Kommando an dem Gebäude vorbeifuhr, schien wie ein
Wunder.
Er stoppte kurz, ich stieg in die Hintertür in den Wagen ein und wir
führen schleunigst los.
Die wollten Karsten die Reifen abstechen, einige Wagen in der Straße waren
bereits beschädigt, von irgendwelchen wild gewordenen Albanern, sprach er
etwas gereizt.
Er war gerade im Begriff, einen nahe gelegenen Rastplatz aufzusuchen, als
ich plötzlich aus der Tür stürmte. Mal wieder Glück gehabt.
Ich lehnte mich zurück und starrte in den nächtlichen Himmel als wir unter
vorbei fliegenden Laternen in die wohlverdiente Ruhe fuhren.
Zum Glück blieb die Polizeikontrolle an diesem Abend aus, denn Karsten
hatte sich auch ein bisschen zuviel vom güldenen Gerstensaft einverleibt.
Was für ein Abend, dachte ich noch mal im Stillen vor mich hin, als ich
langsam die Augen schloss und ins Land der Träume abschweifte.

 
 
   
 
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