cd reviews 19
 

Klasse Kriminale

(Mad Butcher Records)

Die vermutlich bekannteste italienische OI-Punk-Band feiert ihr 25jähriges Bestehen mit einer Best-of-CD, auf der die Songs alle neu aufgenommen / abgemischt wurden, um die nächsten 25 Jahre mit der nötigen Knackigkeit einleiten zu können. Für alle von euch, die es ernsthaft geschafft haben, dieser Band in den letzten Jahren nicht wenigstens mal zufällig über den Weg zu laufen hier also eine gute Chance zum reinschnuppern verbunden mit einem gelungenen Überblick über das Treiben der Band.

bexx

 

Loudmouth – Loudmouth

(Mad Butcher Records)

Benannt nach einem Song der RAMONES gibt es hier musikalisch einen Mix aus eben diesen und klassischem englischen Punk auf die Ohren, nach einem Haufen EPs jetzt mal als ‚ganzes Album‘. Kann man nicht viel mit falsch machen, wenn man auf obigem Schema zuzuordnende Bands steht, reißt allerdings auch nicht wegen irgendwelcher unverhofften Neuerungen vom Hocker. Solides Album.

bexx



ANARBOR – the words you

don´t swallow CD

(Hopeless Records)

Vor gut einem Jahr habe ich die erste EP von ANARBOR reviewt, die auch in physischer Form vorhanden ist. Nun kommt das Debutalbum dran.

Die Band aus Arizona hat in der kurzen Zeit sehr an sich gearbei­tet und ihren Stil noch einmal etwas geändert. War es auf der letzten EP “Free your mind“ noch der Punk der die Songs zumin­dest schwerpunktmäßig inspiriert hat, so sind die Songs auf ihrem Debutalbum ruhiger.

Es geht zwar recht schwungvoll los, wird aber bis auf ganz wenige Ausnahmen nie so druckvoll und schnell wie auf der “Free your mind“.

Die Band hat sich vom Punk etwas abgewandt und ist jetzt mehr im Indie-Alternative-Rock-Bereich zu sehen. Die Songs haben dabei allerdings nie ihre Ausgefeiltheit verloren, die mir schon bei der “Free your mind“ positiv aufgefallen ist. Ganz im Gegenteil. Die Songs wirken noch anspruchsvoller, harmonischer und wollen entdeckt werden. Die Band schafft es, jeden Song in eine Melodie zu packen die nicht jeder nach drei Mal hören nach­spielen kann. Die Lyrics sind ebenfalls wieder sehr gelungen. Persönlich und tiefsinnig wollen die Texte wie die Songs verstan­den werden. Hier darf und sollte man also ein paar Minuten mit dem Lesen des Booklets verbrin­gen. Es lohnt sich.

ANARBOR haben auf ihrem Debutalbum vieles richtig gemacht. Die Songs sind anspruchsvoll, aber nicht frickelig und gehen deswegen immer noch gut ins Ohr. Die Aufnahme passt perfekt zu den Songs und somit kann man hier als Liebhaber von druckvollem und harmonischem Alternativ-Indie-Rock bedenkenlos zugreifen.

ANARBOR sollte man sich merken, da kann was Großes draus werden.

Frank

 

ASTRUM ET ABYSSUM - ritual

(STF RECORDS /

M-SYSTEM/CMS GMBH)

Hier mal was ganz exotisches aus dem Hause STF - Records.

ASTRUM ET ABYSSUM kommen aus Mannheim und spielen eine Mischung aus klassischem Heavy Metal, gepaart mit den Klängen eines Didgeridoo. Das ganze wird dann mit Percussion und Keyboard ergänzt. 

Das Promofoto lässt mich schon schlimmes ahnen, aber wie viele Promofotos sind schlecht und die Musik der Band annehmbar.

Hier ist das allerdings nicht der Fall.

Die Texte die von Sängerin Beaty gesungen werden sind schwülstig, haben ohne Ende Pathos und klingen so, wie wenn eine langjäh­rige evangelische Sozialarbeiterin jetzt einen auf Heavy Metal machen will. Das ist echt übel. Das geht einem beim Hören schon beim zweiten Song ziem­lich auf die Nerven und motiviert absolut gar nicht, weitere Songs der Band zu hören.

Das ist an sich recht schade, denn die Songs sind ziemlich anspruchsvoll arrangiert und könnten mit mehr Einsatz des Didgeridoos durchaus eine eigene Schublade aufmachen.

Was allerdings alles durch die Texte von Beaty zerstört wird. Es geht nicht um ihren Gesang, den da hat sie einiges drauf, aber es geht um die Texte. Peinlich. Wirklich peinlich.

Was bei Bands wie Knorkator gut als Parodie durchgeht meint diese Band ernst.

Das hätte man alles echt gut lassen können.

Sollen die einen mal schön in ihre Ethno-Gruppe gehen und trom­meln und die anderen Metal spielen. Mag sein, dass es viel­leicht auch irgendwann eine Combo geben wird, die das gut mischen kann. ASTRUM ET ABYSSUM sind das aber nicht.

Frank

 

B SOUL ALL STARS –

greatest hits CD

(Mad Butcher Records, Kurze

Geismarstr. 6, 37073 Göttingen,

www.madbutcher.de, Fax: 05528 /

2049283, mike@madbutcher.net )

Ich hab ja nichts gegen guten Ska und guten Reggae, aber dieser Scheiße hier landet gleich auf dem Müll !!! Ich hab schon seit langem nicht mehr so langweilige Musik gehört, die taugt nicht einmal zum einschlafen ! Und wenn diese 20 Songs aus den Jahren 2005-2009 die größten Hits von B SOUL ALL STARS sind, dann möchte ich die rest­lichen Songs der Franzosen aus gesundheitlichen Gründen (!)

nicht hören ! – niemals –

0 Punkte

(nicht mal einen halben Punkt fürs schlechte 70er Jahre Coverbild !) 

Karsten Conform

 

BANDA BASSOTTI –

check point kreuzberg

live at the S.O. 36 BERLIN

(Rude Records)

BANDA BASSOTTI, zu dieser Band muss man eigentlich nichts mehr sagen.

Jeder politisch interessierte in der Szene und vor allem jeder Aktivist kennt diese Band.

BANDA BASSOTTI ist die bekannteste italienische politische Ska-Punkband. Nicht nur dort sondern auch im Baskenland und nicht zuletzt in Berlin hat diese Band Kultstatus.

Ihre politischen Aussagen, sind nicht immer unumstritten, vor allem ihre Pro - Palästina Äuße­rungen stoßen manchen bitter auf. Trotz allem ist die Band vor allem eins, antikapitalistisch, anitfaschistisch und für eine starke und aktive Arbeiter­bewegung.

Am 05.12.2009 war die Band zu einem Konzert im Berliner Kult-Klub S.O. 36 zu Gast.

Es war ein grandioser Abend und dazu passte wie die Faust auf´s Auge, dass das komplette Konzert mitgeschnitten wurde. Die 39 ( !! ) Songs die die Band, teilweise mit Gästen zum Besten gab sind alle auf dieser Doppel-CD enthalten.

Alleine schon das Intro weckt in mir Gänsehaut. Ich erinnere mich noch gut, mitten in der Masse gestanden, getanzt und gefeiert zu haben an diesem Abend.

Die Songs die auf den Alben der Band aus Rom teilweise langsam und ein bisschen behäbig rüber­kommen, sind live schneller, druckvoller und gehen sofort ins Bein. Live hat BANDA BASSOTTI eine Energie die unübertroffen ist. Selbst Leute die seit Jahren auf Konzerte gehen, werden sagen, dass es nicht viele Bands gibt, die live so eine Energie haben und so mitreißend sind. Musikalisch sind sie live ebenso gut wie auf Platte, was immer wieder faszinierend ist.

Im S.O. 36 waren neben Deut­schen auch viele Italiener so dass es nicht nur ein großartiges Konzert sondern auch eine Art Heimatabend war. Die Stimmung war ab dem Intro großartig und kommt, besonders in den kleinen Pausen zwischen den Songs super rüber.

Keine Frage, dass die Band während ihres Sets die Songs spielte die zu den Klassikern ihres Live - Programms gehören. Es wurden aber auch einige Songs gespielt, die selten ihren Weg durch die Boxen finden.

Neben der grandiosen Aufnahme, die mich auch nach mehrmaligem Hören schlichtweg umhaut, ist auch die Verpackung der beiden Live-CDs sehr gelungen. Die beiden Silberlinge sind in einem schicken und grafisch sehr der Arbeiterkampfbewegung ange­lehnten Digipack verpackt. Im kleinen Booklet sind ein paar sehr schöne Fotos der Band, so dass hier neben dem Ohr auch das Auge befriedigt wird.

BANDA BASSOTTI, deren Status sowieso unbestritten ist, hat mit diesem grandiosen Live-Album ihren Status zementiert. Für mich das beste Album des laufenden Jahres!!

BANDA BASSOTTI sind, waren und werden immer eine Speer­spitze der politischen Bewegung sein. Mit diesem Soundtrack kann die Revolution kommen!

Frank

 

BRUTAL POLKA –

the gargantuan return of the

frogz and the holy cocks CD

(Bakraufarfita Records, c/o Frisch, Boppstr. 3, 10967 Berlin,

boenx@roadshock.com,

www.bakraufarfita-records.de, www.myspace.com/brutalpolka2)

Au Backe, was ist das denn ? Ein Intro mit orientalischer Musik und abschließend mit Fidelmucke ?

Gut das sich das beim ersten Song „Return of the Frogz“ schon ändert… Aber was ist das ?

BRUTAL POLKA werfen musika­lisch schon wieder alles durchein­ander und so treffen APOCA­LYPTICA auf die TOY DOLLS um mit russischer Folklore einen Abstecher nach Istanbul zu machen und dort auf die LENIN­GRAD COWBOYS zu treffen. Wow… so viele unterschiedliche Musikstile in einem Song habe ich ja noch nie gehört, aber es hört sich verdammt geil an.

Beim zweiten Song „Übercrombie & Fitch World“ ist es ebenso, Crossover trifft dieses mal Metal.

Und beim Song Nr. 3 „I'm not gay... I'm just Bi-curious” könnte es auch ELÄKELÄISET und NOFX sein, die sich ein munteres Bi-Spielchen leisten. Lecker lecker alles…..

Interessant ist in der Hinsicht auch, dass die Jungs von BRUTAL POLKA aus Israel kommen. Somit könnten sie auch beim „Eurovision Song Contest“ auftreten und würden dabei LORDI ganz locker in die Chucks stecken…

Und warum nur ein Musikstil spielen ? Das machen alle….

Bei BRUTAL POLKA treffen sich unendlich viel Musikstile und das perfekt gespielt. So höre ich METALLICA genauso raus wie GREEN JELLO, PEARL JAM,  FAITH NO MORE, SURVIVOR, SEPULTURA und immer wieder guter Ska-Punk a la NOFX. So wird auch mal aus einen Frikel–Hardcore-Song mitten im Song eine Ballade und um dann mit einen fetten Basslauf weiterzu­knallen. Oder der Weihnachts­ohrwurmsong „Jingle Bells“ wird in einer Trash Version gecovert um dann auf einmal mit ruhigen „We wish you a Merry Christmas“, „I'm dreaming of a white Christmas“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“ Chöre im Song zu überraschen.

Mit dem ruhigen süßen Popsong „Daniela“ enden diese außerge­wöhnlichen 45 Minuten.

Nun habe ich das Album mindes­tens schon 10x alleine in den ersten 48 Stunden gehört. Es ist einfach nur geil und verdient die volle Punktzahl… wenn ich auch das Booklet dazu hätte.

Habe ich aber nicht, aber es wird sicherlich genauso supergeil sein wie die Songs und deswegen vergebe ich trotzdem die volle Punktzahl

10 POINTS für dieses HAMMER­ALBUM !!!

Karsten Conform

 

CENOBITES – no paradise for the damned

(Rebellion / New Music Distribution)

CENOBITES aus Rotterdam haben ein neues Album unter die wütende und verrückte Masse gebracht, welche sich Psycho­billys nennen.

Seit 1994 gibt es die Band. “No Paradise for the Damned“ ist ihr sechstes Album. Der Titel könnte auch direkt von der Kanzel eines Pastors stammen. Tut er aber nicht, oder vielleicht doch? Und warum gibt es kein Paradies für die Verdammten? Wer ist Verdammt? Sind die Normalen nicht Verrückter als die Verrück­ten? Fragen über Fragen, aber wir sind hier nicht beim Psychologie­studium. Wir sind hier in der Welt der CENOBITES. Und die hat es in sich.

“Enter my world, enter my pain. You´re in the devil domain…“ Alles klar!?!

Die Jungs haben nicht verlernt was es heißt, Songs aufzuneh­men die wie ein Schlag ins Gesicht sind. Der Opener “1000 Bullets“ beweist das eindrucksvoll. Da fliegt einem die Kinnlade runter und der Punch kann landen. Ein riffiges Psychostück mit hohem Tempo und massig Aggressivität im Lauf. Holla, da heißt es, sich warm anziehen.

Die Band drosselt danach etwas das Tempo. Heraus kommen Songs die sehr gitarrenlastig sind und dadurch stark an alte Hard­rock-Sachen erinnern. Dies verstärkt auch der Gesang von Sänger Dimitri. Erst “Devil Domain“ geht wieder mehr in Richtung schneller Wahnsinn.

Die CENOBITES sind irgendwo im Nirvana zwischen Wahnsinn, Mad Max und verrücktem Psychobilly. Eine krude aber interessante und vor allem sehr hörenswerte Mischung.

Die elf Songs beißen sich auch nach mehrmaligem Hören gut ins Ohr. Und auch Song Nummer 11 ist für sich gesehen nicht übel.

Also insgesamt ein feines Stück Musik für die Unangepassten und Wahnsinnigen dieser Welt.

Frank

 

DIE LOKALMATADORE –

söhne mülheims

(Teenage Rebel Records /

Cargo Records)

DIE LOKALMATADORE haben es tatsächlich geschafft ein neues Album zu veröffentlichen. Never Mind the Söhne Mannheims here´s die Söhne Mülheims!

Mühlheim an der Ruhr ist ganz anders als Mannheim. Das ist zwar bekannt, aber jetzt auch musikalisch festgemacht.

Wie fängt man aber nun ein Review über ein Album einer Band an die Kult ist? Da kann man viel falsch machen. DIE LOKALMATADORE, man muss sie einfach lieben! Jedes Konzert ist einmalig. Jedes Konzert ist einzigartig.

Zehn Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Da sind die Erwartungen natürlich groß.

Diese werden beim ersten Song gleich prompt erfüllt. “Ja wat den ??!“ ist nicht nur eine astreine musikalische Verneigung vor König Fussball, neben König Alkohol der zweite Herrscher in diesem Land, sondern auch ein fast dadaistisches Statement gegen Alle die die Band nicht leiden können. So kann man danach auch prima “Saufen gehen“. Ein Song, wie man ihn von dem Vierer aus Mühlheim an der Ruhr nicht anders erwartet würde.

Der vierte Song ist feines Liedgut mit dem Namen “Arsch voll Kot“. Ja, so heißt dat.

Und der Text ist so was von 100% LOKALMATADORE, dass man die Band dafür einfach auf einen Kasten Pils einladen will. “Dreier­lei Geschmack“, der nachfolgende Song, hat dann so lyrische Ergüsse wie “Der Pimmel schmeckt wie Spritzgebäck. Die F*** schmeckt wie Rührei mit Speck“. Mensch, Fisch, wie kommst du auf solche Texte? Fantastisch!

Bis hierhin ist die Scheibe ziem­lich typisch LOKALMATADORE. Musikalisch ist hier weit mehr Druck hinter als beim letzten Album, und auch mehr Tempo. Der Punkrock kommt auf keinen Fall zu kurz. Aber auch eine gute handvoll anderer Stile sind zu hören. Sogar ein klasse Surf-Song ist am Start!

Mit dem “Steigerlied“ welches als Hommage an die goldenen Zeiten des Ruhrpotts zu sehen ist und immer noch Tribut an die wenigen verbliebenen Bergleute zollt, die noch Unter Tage die stark subventionierte Steinkohle der Erde abtrotzen, beginnt der Stil­mix dieses Albums.

Die weiteren Songs haben zwar als Grundgerüst immer noch den Punk sind aber deutlich abwechslungsreicher als erwartet.

Statt Schalke 04 wird jetzt dem “VfB Speldorf (die neue Macht vom Niederrhein)“ aus Mülheim an der Ruhr gehuldigt. Schön, denn die Erstligavereine sind doch mittlerweile alle komplett kommerzverseucht.

Zum Schluss heißt es noch “Pipi machen, Zähne putzen, ab ins Bett“ und zwar auch für den “Komischen Analphabeten“ (wieder so ein künstlerisches Kleinod). Das werde ich jetzt auch machen. Mein Kasten Bier ist leer und das Urteil kann somit nur heißen. Fantastisch!

Aber reinhören muss man sich trotzdem, denn die Scheibe ist schon ein anderes Kaliber als das letzte Album.

Frank


 



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