Konzertbericht BERLINER WEISSE, THEE FLANDERS & ANTICOPS 30.12.2010
 

Konzertbericht BERLINER WEISSE, THEE FLANDERS & ANTICOPS 30.12.2010

 

Zum zweiten Mal gab es am 30.12.2010 eine Pre-Silvester-Party im Lido in Berlin-Kreuzberg. Mit dabei waren wie im Jahr davor auch, BERLINER WEISSE und THEE FLANDERS. Als dritte Band waren noch ANTICOPS aus Berlin dabei.

Nach guten fünf Minuten vom U-Bahnhof zum Club war man schon komplett durchgefroren, was musste das Konzert auch an einem Abend stattfinden, der versprach einer der kältesten Abende in 2010 zu werden. Da Menschen bekanntlich auch Wärme abgeben, stand das feierwütige Publikum dicht gedrängt vor dem Eingang zum Lido. Das Kuschelbedürfnis kam allerdings nicht daher, dass es kalt war, sondern daher, dass der Einlass sehr langsam von statten ging, und jeder schnell rein wollte.

Als die erste Hürde genommen war und man sich im warmen beheizten Räumen vorfand, kam die nächste Hürde. Die Garderobe! Es waren bei Weitem nicht die schnellsten Mitarbeiter der Crew dabei die Jacken und was man sonst noch abgab fachgerecht zu verstauen. Als diese Hürde geschafft war, kam eine dritte. Die Getränkeversorgung! Schon als der Club nur mit ungefähr 100 Leuten gefüllt war, kam die Bar kaum noch hinterher. Das konnte ja was werden. Und es wurde. Schon bei der ersten Band ging das Fassbier aus. Das Flaschenbier wurde allerdings auch nicht schneller gereicht, so dass es zu großem Gedränge vor den Bars kam. Das Personal sollte mal im Wild at Heart oder im S.O. 36 eine Schulung zum Thema schnelleres Arbeiten absolvieren. Würde die wahrscheinlich komplett überfordern. Der Club war an diesem Abend tatsächlich in allen Servicebelangen komplett überfordert. Dies hinderte das anwesende Publikum jedoch nicht, einen ausgelassenen Abend zu feiern.

Während ANTICOPS als erste Band anfingen füllte sich der Club merklich, bis zum Ende des Sets von ANTICOPS war auch die letzte Abendkassenkarte verkauft und der Club somit restlos ausverkauft. Einige Leute, die vor der Tür hofften eine der wenigen Tickets an der Abendkasse zu ergattern, mussten sogar nach Hause geschickt werden.

ANTICOPS heizten mit ihrem aggressiven Hardcore, der New - und Oldschool verbindet mächtig ein, jedoch bestand das Publikum weniger aus Fans des gepflegten Hardcore so dass im Saal recht ruhig blieb.

Als zweite Band des Abends spielten dann THEE FLANDERS aus Potsdam. Es war einer der seltenen Auftritte bei denen die Band komplett ungeschminkt die Bühne betrat. Normalerweise sehen die Jungs auf der Bühne immer so aus, als ob man ihnen mit einem Rasenmäher frisch einen Scheitel gezogen hat. THE FLANDERS spielten, wie nicht anders zu erwarten, atmosphärisch dichten, musikalisch eingängigen Horrorpunk / Punkabilly. Das anwesende Psychobilly-Publikum ließ sich nicht lange bitten und wagte in ihrer eigenen Art einen Tanz zu Songs wie “Transsylvanian Express“, “Handle with Care“ oder “Moonlight“. Natürlich durften auch die Psychobilly-Coverversionen wie “Erna P.“ oder “Romantik“ nicht fehlen, welche Sänger Norman beides als Songs aus Spandau ankündigte. Was nicht ganz korrekt ist, den der Song “Romantik“ wurde von Farin Urlaub geschrieben, der seinerzeit in Berlin-Frohnau gewohnt hat, aber sei´s drum. Die Setliste war knackig und so verging der Auftritt der Potsdamer viel zu schnell. Das Publikum hatte seinen Spaß, vom Sound gab es nichts zu meckern und die Songs funktionieren auch ungeschminkt, wobei der Zombie-Blut-Splatter-Look den die Band geschminkt hat, die düsteren Lieder atmosphärisch noch dichter, passender macht.

Nach so viel Düsterkeit gab es mit BERLINER WEISSE, als Headliner des Abends ein ordentliches Kontrastprogramm. Gefühlt war das komplett anwesende Publikum in der ersten Hälfte des Saals versammelt und wartete darauf, dass Sänger Toifel mit seinen Mannen die Bühne betrat und die ausgelassene Oi-Party starten konnte. Diese startete dann auch. Punks, Skins und Normalos feierten die Band zusammen ab. Pogo, Schweiß und gute Laune. Es war eine gute Party die jedoch an der Ausgelassenheit des Konzertes ein Jahr davor im Lido nicht rankam. Vielleicht lag es am kalten Wetter der letzten Tage aber vielleicht lag es auch daran, dass die Band sehr unspontan auf der Bühne war und es zu wenig Interaktion mit dem Publikum kam. Normalerweise eine der Stärken der Band. BERLINER WEISSE spielten ihr Set sauber runter, was als Konzert immer noch ordentlich war. Es war nur nicht einer der besseren Konzerte der Band sondern kam eher als Routine-Gig rüber. Bei ihrem melodiösen und mitreißenden Oi hatte das anwesende Publikum allerdings trotzdem seinen Spaß. Es war eine heiße und klasse Zeit vorne vor der Bühne. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute die Band mittlerweile kennen und lieben. Verdient haben die Jungs es und da sie politisch auch eindeutig Stellung beziehen ( z.B. mit dem bekannten Song “Thor Steinar“ ) gibt es kaum negative Punkte die die Band hat.

Trotz der extremen Widrigkeiten an Bar und Garderobe war es ein klasse Abend und eine gute Einstimmung auf die Feierlichkeiten zu Silvester.

 
 
   
 
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